Offizielle Zahlen gibt es nicht. Aber die Berichte über Abschiebungen oder Rückführungen von Flüchtlingen trotz schwerer Krankheiten oder Risikoschwangerschaften häufen sich. Auf EinzelSchicksale nehmen die deutschen Behörden in diesen Fällen offenbar keine Rücksicht.

Ein werdender Vater wird zum Beispiel aus dem Kreißsaal geholt, während seine Frau in den Wehen liegt. Ein Patient wird aus der Psychiatrie heraus abgeschoben und nimmt sich später das Leben. Die Abschiebepraxis werde immer mehr verschärft, berichten Flüchtlingshelfer.

War eine Abschiebung oder Rückführung angemessen? Rücksichtslos? Oder sogar rechtswidrig? Das ist hinterher oft umstritten. In vielen Fällen steht Aussage gegen Aussage. Aber die Geschichten von Betroffenen klingen glaubwürdig und haarsträubend.

So wie die von Nancy. Sie wurde nach Italien zurückgeführt, als sie im fünften Monat schwanger war. Es gibt viele Berichte über unzureichende medizinische Versorgung von Flüchtlingen in Italien. Deshalb wollte Nancy auf keinen Fall dorthin. Als die Polizei sie in ihrer Flüchtlingsunterkunft in Bayern abholte, wehrte sie sich. Sie wurde fixiert und nach Italien gebracht. Man habe nicht gewusst, dass Nancy schwanger gewesen sei, sagen die Behörden. Gefesselt habe man sie zur "Eigensicherung". Noch bevor sie in Italien ankam, bekam Nancy Schmerzen im Bauch, erzählt sie. Aber es habe keinen Arzt gegeben, auch nicht später im Camp in Italien. Vier Tage später habe sie eine Fehlgeburt gehabt...

Das Video gibt den Recherchestand von Januar 2019 wieder.

Autoren: Shafagh Laghai, Christina Zühlke, Shikiba Babori, Arezao Naiby
Kamera: Amr Hedia, Daniel Ritter
Schnitt: Julia Dresbach, Eva Elsner

MONITOR ist eine Produktion des WDR für die ARD.
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